Die 17 Nachhaltigkeitsziele: Wie der Globale Süden den Preis für globale Gerechtigkeit zahlt
2015 versprach die Weltgemeinschaft Großes: Mit den 17 Nachhaltigkeitszielen der UN sollte die Welt bis 2030 gerechter werden. Doch der Globale Süden trägt einen überproportional hohen Anteil der Lasten.

Die UN-Nachhaltigkeitsziele betreffen vor allem den Globalen Süden - doch wer trägt die Verantwortung?
2015 versprach die Weltgemeinschaft Großes: Mit den 17 Nachhaltigkeitszielen der UN (SDGs) sollte die Welt bis 2030 gerechter, umweltfreundlicher und sicherer werden. Doch während die Schlagworte von "globaler Partnerschaft" und "nachhaltiger Entwicklung" gut klingen, bleibt eine unbequeme Wahrheit oft unerwähnt: Der Globale Süden trägt einen überproportional hohen Anteil der Lasten, während der Globale Norden weiterhin von ungerechten Strukturen profitiert.
Die 17 Ziele – eine kurze Erinnerung
Die UN-Agenda 2030 umfasst Ziele wie die Bekämpfung von Armut und Hunger, den Zugang zu Bildung, Gesundheit und sauberem Wasser, den Klimaschutz sowie die Förderung von Frieden und Gerechtigkeit. Das klingt umfassend und ambitioniert. Doch wer genau hinschaut, erkennt: Viele dieser Probleme sind kein Zufall, sondern Ergebnis jahrzehntelanger globaler Machtasymmetrien.

Die 17 UN-Nachhaltigkeitsziele im Überblick
Der Globale Süden als Brennpunkt der SDGs
In den Ländern des Globalen Südens entscheidet sich maßgeblich, ob die Nachhaltigkeitsziele Realität werden oder scheitern. Warum?
1. Die Problemzonen der Weltordnung
- 90 Prozent der extrem Armen leben im Globalen Süden.
- Millionen Menschen haben keinen Zugang zu sauberem Wasser, medizinischer Versorgung oder Bildung.
- Der Klimawandel bedroht existenzielle Lebensgrundlagen – obwohl der Süden nur einen Bruchteil der weltweiten Emissionen verursacht hat.
Kurz gesagt: Die SDGs zielen auf Probleme, die vor allem den Süden betreffen – aber deren Ursachen oft im Norden liegen.
2. Strukturelle Ausbeutung bleibt der Normalzustand
Die Rohstoffe für westliche Technologie, Fast Fashion und Konsumgüter stammen oft aus Ländern des Südens – unter prekären Bedingungen.
Beispiele:
- Lithium für Batterien: Abgebaut in Bolivien und Chile, verschmutzt dort Wasserreservoirs.
- Kakaoproduktion in Westafrika: Kinderarbeit bleibt Alltag, während Schokoladenkonzerne Milliardengewinne einstreichen.
- Textilexporte aus Bangladesch: Näherinnen schuften für Hungerlöhne, um westliche Mode billig zu halten.
Der ökologische Fußabdruck des Nordens wird systematisch in den Süden ausgelagert.
3. Der Klimawandel als neuer Kolonialismus
Klimaschäden treffen den Globalen Süden am stärksten. Dürren, Überflutungen, Ernteausfälle – das alles sind reale Bedrohungen für Millionen Menschen.
Doch während Industriestaaten für Emissionen in der Vergangenheit verantwortlich sind, fehlen bis heute verbindliche Zusagen für Entschädigungen und Unterstützung beim Wiederaufbau.
Klimagerechtigkeit bleibt ein Lippenbekenntnis.
Nachhaltigkeit – oder das Feigenblatt globaler Ungleichheit?
Die SDGs versprechen "Partnerschaften auf Augenhöhe" (Ziel 17). Doch viele Expert:innen und Aktivist:innen im Süden kritisieren, dass sich hinter dieser Rhetorik oft der alte Reflex verbirgt: Der Globale Norden entscheidet, der Süden soll umsetzen – mit fremdbestimmten Konzepten und unterfinanzierter Unterstützung.
Was wirklich passieren müsste
- Faire Handelsbeziehungen statt Almosen: Rohstoffpreise, die soziale und ökologische Kosten einpreisen.
- Verbindliche Klimazahlungen: Kein Greenwashing, sondern echte Entschädigungen für Klimafolgen.
- Machtverhältnisse hinterfragen: Der Globale Süden braucht Mitspracherechte in internationalen Organisationen, nicht nur Hilfszusagen.
Fazit
Die 17 Nachhaltigkeitsziele sind ohne den Globalen Süden weder erreichbar noch glaubwürdig. Solange der Globale Norden weiter auf Kosten anderer konsumiert und produziert, bleibt die "Agenda 2030" eine gute Idee – und zugleich ein Spiegel globaler Doppelmoral.
Hinweis der Redaktion:
Dieser Artikel ist Teil unserer Serie über globale Gerechtigkeit. Hinweise, Hintergrundinformationen oder Erfahrungsberichte aus betroffenen Regionen nehmen wir vertraulich entgegen.
Veröffentlicht am 02. September 2025
Kategorie: Gesellschaft